Ein Blick auf das mannigfaltige Veranstaltungsprogramm der Kölner Gesellschaft für Neue Musik – allein in den nächsten Wochen – lässt keinen Zweifel an Engagement und Umtriebigkeit ihrer Mitglieder, zumal in finanziell schwierigen Zeiten. Eine zentrale Stellung im Kanon der KGNM-Aktivitäten nimmt das jährliche Mitgliederkonzert ein, das auch 2006 – im 25. Jahr des Bestehens der Gesellschaft –wieder einen repräsentativen Querschnitt durch die Kölner „Szene“ der Neuen Musik verspricht. Bereits renommierte Komponisten/innen und Interpreten/innen kommen am 22. September um 19 Uhr in der Alten Feuerwache ebenso zu „Wort“ wie junge Künstler/innen. Zudem decken die Beiträge stilistisch und ausdrucksspezifisch ein breites Spektrum ab, Grenzüberschreitungen zum Musiktheater eingeschlossen – so in Thomas Witzmanns „kokooning“, ein Stück „Musiktheater für ein Garklein-Flötlein“, das Lucia Mense spielen wird. Theatralische Dimensionen eröffnen auch die „Sprechbohrer“, die Georg Heikes „Zungenwerk“ vortragen, und Bettina Wenzel, die in der Uraufführung von „raumfahrten I“ als Interpretin in eigener Sache antritt.
Des Weiteren aus der Taufe gehoben wird Michael Denhoffs „Maramba“ für Flöte (Camilla Hoitenga) und Celesta (Ivan Sokolov) – ein 2005 entstandenes Stück, das um das „Zauberwort“ des „ich weiß nicht“-Gefühls „aus Glück und Traurigkeit“ der österreichischen Autorin Paula Köhlmeier kreist. Ebenfalls uraufgeführt werden Martin Lennartz „3 lyrische Epigramme“, Klaus Hubers „Cadenza“ aus „Die Seele muss vom Reittier steigen“, die (ebenso wie Franco Donatonis „Lame“) vom Kölner Violoncellisten Friedrich Gauwerky gespielt wird, sowie ein neues Werk von Michael Veltman, interpretiert von Mitgliedern des Ensemble Tra I Tempi.
Mit Spannung erwartet werden dürfen auch ein brandneues Trio für Klarinette, Violine und Klavier von Manfred Niehaus, das Klavierstück „Das Licht der Illusion I“ der Japanerin Noriko Kawakami und „voice alone“ von Friedrich Jaecker, vorgetragen von der Sopranistin Nicole Ferrein.
Erstmals bei einem KGNM-Konzert vertreten sind Markus Grünter mit „Platanen“ für Violine und Klavier und Johannes Quint mit „raven black“ für Mezzosopran und Klavier, der Vertonung eines Shakespeare-Sonetts.
Auch der gesellige Teil wird beim Mitgliederkonzert breiten Raum einnehmen: Im Anschluss an das Konzert (gegen 22 Uhr) lädt die KGNM zu einem kleinen Büffet in den Projektraum der Alten Feuerwache (oberhalb des Konzertsaals) ein. Ohne (Neue) Musik müssen wir freilich auch dort nicht auskommen, denn Roland Schappert wird im Verlaufe des Abends sein Soloprojekt „Bassmetamorphosen für synthetischen Bass“ vorstellen, eine ca. 15-25 min. Improvisation mit Live-Elektronik.
Egbert Hiller