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Klänge der Heimat

Die MusikTriennale Köln 2010

Seit dem Ende der letzten Kölner MusikTriennale im Frühjahr 2007 haben die beiden bedeutendsten Komponisten des Rheinlands das Zeitliche gesegnet: Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel. Sicher wird ein jeder Ruhm und bleibenden Einfluss dieser Säulenheiligen der Nachkriegsmusik unterschiedlich beurteilen. Aber es hätte der anlaufenden MusikTriennale 2010 zweifellos gut angestanden, sich an beide Künstler zu erinnern. Stattdessen stand vor der Pressekonferenz am 19. Februar kein einziges Werk von Kagel auf dem Programm – dafür aber gleich zwei gewichtige Stockhausen-Projekte: die „3. Region“ von Hymnen mit Elektronik und Orchester und die Gesamtaufführung der noch fertig gestellten Teile des Zyklus Klang, an dem Stockhausen vor seinem Tod arbeitete. Am 8. und 9. Mai werden an neun Kölner Spielstätten die vollendeten 21 Teilstücke aufgeführt, darunter 6 Uraufführungen. Sicher ein faszinierender Blick ins Spätwerk, für das sich das Ensemble musikFabrik stark macht, nachdem für eine Gesamtaufführung des Opernzyklus Licht wohl doch die finanziellen Mittel und das echte Bedürfnis fehlten.

Mit Stockhausen also möchte man punkten bei der 6. MusikTriennale, die zwischen dem 24. April und dem 16. Mai vom Philharmonie-Intendanten Louwrens Langevoort geleitet wird und 3,5 Millionen Euro kostet. Die glamourösen Orchester, mit denen der Triennale-Gründer Franz Xaver Ohnesorg einst den Etat in die Höhe pushte, bleiben auch diesmal aus – mit Ausnahme der Wiener (mit Daniele Gatti) und Münchner Philharmoniker (mit Christian Thielemann), die sich freilich nur auf Mahler und Bach/Schönberg einlassen. Die folgenreiche Moderne findet man eher bei anderen Ensembles wie dem SWR-Orchester (mit Helmut Lachenmanns Tanzsuite mit Deutschlandlied), dem Gürzenich-Orchester (mit Thomas Adès’ Asyla und Wolfgang Rihms Opernszene Das Gehege) oder dem WDR-Orchester, das eine Uraufführung von Mark Andre in Werke von Luigi Nono und Karl Amadeus Hartmann bettet. Und vergessen wir nicht den Opernkomponisten Peter Eötvös, von dem – kurz nach der Münchner Premiere seiner neuen Oper Die Tragödie des Teufels – an der Kölner Oper Love and Other Demons (2008) nach dem Roman von Gabriel García Márquez zur Aufführung kommt.

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So mischen sich Sinfonie- und Ensemblekonzert, Kammermusik und Jazz, Kinderkonzert, Kompositionswettbewerb und Auftritte im Kölner Zoo (zum 150. Geburtstag des „tierisch kölschen“ Instituts) zum locker gefügten Festival, dem nur noch das passende Motto fehlte. „Heimat – Heimatlosigkeit“ mutet da wie ein genialer Schachzug an, der die Verwerfungen im Jahrhundert der Weltkriege auf den Punkt bringt. Es gibt zwei interessante Konzerte mit dem ungarischen Keller-Quartett und dem griechischen Mezzo Stella Doufexis, die Magyarisches und Hellenisches klug zusammenstellen. Die WDR Bigband huldigt der Heimat Ruhrgebiet und der Geiger Daniel Hope erinnert an zwei Abenden an Widerstand, Emigration und Kunst unter dem Hakenkreuz. So könnte es in den drei Wochen MusikTriennale auch Einiges zum Nachdenken geben, das über das kölsche Wir-Gefühl hinaus reicht.

Michael Struck-Schloen

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