Das lässt hoffen. Die Stadt Köln, bemüht in ihrem Bestreben, den Fifa-Anweisungen zu folgen und ein angemessenes Kulturprogramm zur Fußballweltmeisterschaft auf die Beine zu stellen, fährt schwere Geschütze auf. Aber sie wird auch ihrer Verantwortung als Kunst- und Musikstadt gerecht und präsentiert mit „Scorecologne“ ein von Georg Dietzler und hans w. koch konzipiertes intermediales Crossover aus Film, Kunst und neuer improvisierter und elektronischer Musik. „Scorecologne“ bietet dabei keineswegs die erwartete Fußball-Revue oder gar -Oper, um den Mann von der Straße mit Brachialgewalt in die Musentempel zu locken, sondern äußert sich vielmehr in einem Programm aus diversen Multimedia-Installationen plus einzelnen Konzerten, die den magischen Raum und den darin erzeugten Raumklang in den Mittelpunkt rückt – und in der nicht zufällig klangliche Assoziationen zum Sport – speziell Fußball – das zentrale Thema bildet. Signifikantes Wahrzeichen hierzu dürfte die vom 1. bis 9. Juli auf dem Neumarkt errichtete Zeltlandschaft „Colourspace“ seine, eine riesige aufblasbare Farb- Raum-Skulptur mit 58 intensiven Farbkammern, die zum Verweilen und Staunen einlädt und in der täglich nachmittags für etwa vier Stunden entweder Workshops für Erwachsene und Kinder oder „Farbkammerkonzerte“ stattfinden mit improvisierter und alter Musik, die auf akustischen, elektronischen und selbst gebauten Instrumenten gespielt oder gesungen wird.
Synästhetische Effekte wie die Frage: Wie klingen Farben? spielen dabei eine ebenso große Rolle wie die Raumklang-Kommunikation unter den Musikern, die gleichzeitig in verschiedenen Kammern agieren, Energie freisetzen, in einen Dialog mit dem Umraum treten.
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Die Konzerte im Einzelnen: Am 1. Juli wirken die „Colourscape“-Macher Simon Desorgher und Lawrence Casserley zusammen mit Melvyn Poore und Georg Wissel; am 3. Juli treten die Kölner Musiker rund um den Kölner Plattenladen AMusik auf den Plan; einen Tag später soll ein Chor für unkonventionelle, ironisch-frische Aufmüpfigkeit sorgen; am 5. Juli bringen Simon Nabatov, hans w. koch, Achim Tang, Bettina Wenzel, Tiziana Bertoncini, Thomas Lehn, Michael Plewka und Jeffrey Morgen ihre eigens für „Colourscape“ konzipierte Improvisation „Das elektrische Rad“ zwischen die Zeltbahnen, das auf einem Readymade von Marcel Duchamp basiert und jetzt mit weiteren Sensoren versehen zur interaktiven Steuerung von Klangprogrammen dient, die ein akustisches Spektrum im Stil Conlon Nancarrows bis hin zu imaginären Filmmusiken abdecken. Ein Programm mit neuer Musik, Farben und Licht von Norbert Rodenkirchen und Albrecht Maurer befasst sich mit archaischen Musikformen innerhalb und außerhalb europäischer Kultur (6. Juli); der 7. Juli ist für Ethno/Worldmusik reserviert, der Tag darauf (8. Juli) für drei Kinderworkshops, bevor am Sonntag, 9. Juli, mit einem „3fachen Doppelpass“ die finale Runde eingeläutet wird: Sechs E-Gitarristen mit kleinen VOX-Verstärkern am Körper spielen Elektroimprovisationen nach farblich unterschiedlichen Laufrouten und Zeitzonen.
Joachim Ody
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